Habt Ihr auch schonmal ein altes Schwarzweissbild gesehen und Euch gedacht… man sind die schick? Z.B. Sakkos mit Stehkragen und elegantem Tuch statt Kravatte. Erinnert fast an einen edlen Hochzeitsanzug von heute mit dem Unterschied, dass diese Mode damals nicht nur einmal im Leben getragen wurde. Die Modewelt scheint interessant und abwechlungsreich gewesen zu sein, bis uns die 50er und 60er, neben vielem Anderen, auch das Smoking-Diktat als Allheilmittel aufgedrückt haben. Ich glaube es ist an der Zeit das wieder zu ändern.
Ich sehe ja so einiges an Hochzeitsmode, Brautkleidern und Hochzeitsanzügen, wenn ich mit meinen Paaren unterwegs bin. Von Bürgermode bis zum Adelsfrack ist da alles dabei. In letzter Zeit fallen mir besonders die stilvoll edlen Hochzeitsanzüge einiger meiner Bräutigame auf und deshalb schreibe ich ein paar Zeilen dazu, in der Hoffnung auch den ein oder anderen von Euch zukünftigen Bräutigame dafür zu begeistern. Ich bin der Meinung der Smoking Anzug ist zwar schön, aber einfach zu inflationär in seiner Verbreitung, seit er im Tuxedo Golfclub in den 40ern das erste mal in Mode kam. Die Engländer wie die Amerikaner bezeichnen ihn übrigens deshalb immer noch als “Tuxedo”. Schon der Begriff “Anzug” oder “Hochzeitsanzug” ist doch völlig daneben. Anzüge gibts für die Raumfahrt, zum Tiefseetauchen oder Schlafen, also um sich irgendwie zu sedieren oder auf Abstand zu bringen. Alles also, was wir auf einem sozialen Event wie einer Feier oder Hochzeit genau nicht wollen. Einigen wir uns also besser auf “Hochzeitsmode”, aus Mangel an Alternativen und weil “Bräutigammode” eher das Potential hat dem Begriff “Menschenmaterial” den Rang als Unwort des Jahrhunderts abzulaufen. Das eigentliche Problem hier ist aber, dass wir zur Zeit alle davon ausgehen, dass wir unser tolles Hochzeitssakko, genau wie das Brautkleid (aus meist offensichtlicheren Gründen), nur an diesem einen bestimmten Tag tragen werden. Da überleg ich mir diese Investition natürlich vorher genau.
Abseits vom Mainstream gibt es allerdings Mode Fabrikanten, die an einst etablierteren Mode Werten festhalten und damit irgendwie aus der Zeit gefallen zu sei scheinen. Einer meiner persönlichen Favorits ist z.B. Lodenfrey aus München. Hier gibt es, neben den herkömlichen Schnitten und der Niesche Hochzeit durchaus fantastische Mode für Socialevents, auch wenn ich ausnahmsweise mal nicht Bräutigam sein sollte. Modische Stile z.B. mit schickem Stehkragen, bei der sich über die vergangenen 500+ Jahre alle Generationen einig waren – so ist schick! Fragt also nach, wenn Ihr das nächste Mal in einem Modegeschäft wie z.B. Lautenbacher in Augsburg seid. Würde ich mir so ein schickes Sakko mit Stehkragen für die Arbeit zulegen? Weil ich einen Teil davon am Boden oder über dem Geschehen verbringe um Euch aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln abzulichten, wohl eher nicht. Unsere Mode braucht aber dringend wieder mehr Handarbeit und Individualität, damit sich immer mehr trauen das Smoking-Diktat nicht nur am Hochzeitstag zu durchbrechen und damit Ihr Euren schicken Anzug hoffentlich auch in Zukunft selbstbewußt tragen könnt.
Die Gesellschaft verändert sich. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor, dem Atomstrom und den TV-Sendern sind präsente Beispiele. Aber auch im Kleinen tut sich etwas, wenn auch ohne Paukenschlag. Ich finde das ist gut so und bald wird den Smoking Anzug das geiche Schicksal ereilen wie die klassischen Zigarette… wir werden kreativ (E-Zig) und dampfen unser eigenes Ding.
PS: Beispiel: Das sind Roxana und Florian, eines meiner Paare.